Western- Turnierreiterei
Die Art des Westernreitens, welche wir heute auf Turnieren zu sehen bekommen, unterscheidet sich von der Vaquero Horsemanship. Es wurden einzelne Elemente aus der ursprünglichen Arbeitsreitweise herausgegriffen, aus denen die Wettkampf- Disziplinen kreiert wurden. Die Vielzahl der Disziplinen unterstreicht zwar auf der einen Seite die Vielseitigkeit der Westernpferde, führt aber andererseits dazu, dass Spezialisten für bestimmte Aufgaben gezüchtet werden. Ich möchte hier nicht jede Disziplin erklären, dazu sind es zu viele und darüber hinaus in den einzelnen Westernreitverbänden uneinheitlich.
Es gibt zum einen die Rasseverbände (siehe bei den Rassen), rasseoffene Verbände für Spezialdisziplinen (z.B. Cutting, Reining) und die EWU (Erste Westernreitunion Deutschlands) als ebenfalls rasseoffenen Verband. Die EWU orientiert sich bezüglich Organisation, Aufbau von Ausbildungs- und Prüfungsordnung an der FN (Deutsche Reiterliche Vereinigung) und hat ihren Sitz ebenfalls in Warendorf. Die EWU ist in Landesverbände unterteilt (hier: EWU Westfalen); örtliche Vereine wie bei der FN gibt es nicht.
Unter den Turnier- Disziplinen kennen wir u.a. die Rinder- Klassen wie Cutting, Team Penning und Working Cowhorse. Diese möchte ich jetzt ebenso wie die Racing- Disziplinen wie Barrel Race und Pole Bending nicht näher erläutern.
Die wohl bekannteste, weil spektakulärste und neuerdings auch olympische Disziplin ist die Reining (RN). Bekannte Manöver sind der sogenannte "Sliding Stop" welcher die vertikale Durchlässigkeit des Pferdes demonstrieren soll. Aus der Galoppbeschleunigung auf der Geraden "Run down" heraus bremst das Pferd auf der sich tief einsetzenden Hinterhand, rutscht auf dieser mehrere Meter, während die Vorderbeine bis zum Stillstand weitertraben. Der "Spin" demonstriert hingegen die laterale Durchlässigkeit, indem sich das Pferd schnell 2-4x je nach Pattern um ein Hinterbein dreht (Pattern sind die festgelegten Aufgaben). Weitere Elemente der Reining sind "Roll Back" (herumgesprungene 180° Wendung aus dem "Run down" mit direkt daran anschließendem geraden Galopp in die Gegenrichtung) und "Speed Control", schnelle und langsame Galopptempi im Wechsel auf großen und keinen Zirkeln. Die Reining wird nur im Galopp geritten. Jeder Reiter startet mit einem Anfangs- Score von 70, kann für die Qualität der einzelnen Manöver Plus- oder Minusscores erhalten. Penalties sind Fehlerpunkte für überdrehte Spins, fehlende Galoppwechsel, falsche Gangart etc..
Optisch eher langweilig nimmt sich dagegen die Western Pleasure (WPL) aus: eine ganze Gruppe Reiter stellt ihre Pferde auf der ganzen Bahn vor, alle Gangarten auf Ansage. Die Pferde scheinen zu schleichen! Gemäß der Bezeichnung wird hier geprüft, ob es Freude macht, das Pferd zu reiten, ob es bequem zu sitzen und taktrein in natürlicher Selbsthaltung am langen Zügel geht und den Aufforderungen gern und prompt nachkommt. Der Anspruch an Reiter und Pferde ist höher als man denkt! Nur durch Körperspannung Haltung, Tempo und Takt über einen längeren Zeitraum zu halten, dabei noch entspannt auszusehen erfordert Training und Disziplin!! Überholen ist erlaubt, das überholte Pferd darf dabei nicht aus dem Takt geraten und schneller werden. Das Pferd sollte weder "auseinanderfallen" noch ungefragt die Gangart wechseln oder aufgeregt in die Gegend schauen. Leider werden häufig Pferde mit kurzen, fast schlurfenden und sogar unsauberen Gängen vorne platziert, frei nach dem Motto: "Es siege die Langsamkeit!"
Bei der Western Horsemanship (WHS) wird hingegen der Reiter in Bezug auf Sitz und Einwirkung bewertet. Die Prüfung besteht aus 2 Teilen: die Pattern wird kurz vor der Prüfung bekannt gegeben und ist auswendig zu reiten. Hier kommt es auf Präzision, Punktgenauigkeit an bezüglich der zu reitenden Figur (oft sind in der Bahn Pylone zur Markierung aufgestellt) und der oft kurz aufeinanderfolgenden Gangartenwechsel an. Die Pattern fließt zu 80% in die Bewertung ein. Anschließend kommt eine Auswahl der besten Reiter in die Railwork: sie wird geritten wie eine Pleasure, aber bewertet wird der Reiter.
Beim Trail (TH) hat das Pferd eine Reihe von Geschicklichkeits- Hindernissen zu überwinden, Gangart und Reihenfolge sind in der zu Turnierbeginn veröffentlichten Pattern vorgeschrieben. Pflicht sind Tor, Rückwärtshindernis und mindestens 4 Schritt- Trab- oder Galoppstangen. Eine Brücke kommt häufig, Schreckhindernisse wie Flatterband, Wippe oder Wasser immer seltener vor. Das Tor muss auf vorgeschriebene Manier durchritten werden, so dass keine imaginären "Rinder" entweichen können! Mit der Bewertung verhält es sich ähnlich wie bei der Reining.
Die 5 Pattern für die Westernriding (WR) sind im Regelbuch festgelegt. In dieser Prüfung werden Galoppwechsel in Reihe gemäß Pattern verlangt, als Schmankerl ist eine Galoppstange ohne Wechsel zu überwinden. Bewertung wie RN und TH nach Score.
Die Superhorse(SUHO) ist eine Vielseitigkeitsprüfung mit Elementen aus TH,WPL,RN und WR, die Pattern sind ebenfalls im Regelbuch vorgegeben.
In der Showmanship at Halter wird das Pferd am Halfter vorgestellt, in erster Linie wird der Vorsteller, der Pflegezustand des Pferdes und die Durchführung der gestellten Pattern durch den Vorsteller bewertet.
Darüberhinaus gibt es für 4-5- jährige Pferde eigene Jungpferdeprüfungen als kombinierte Eignungs- und Exterieurprüfungen.
Sonderprüfungen können für Kinder die Führzügel- und die Walk- Trot Klassen sein, auch der Horse- and Dog- Trail zählt dazu.
Turnierreiter werden bei der EWU in 10 Leistungsklassen eingeteilt: LK1-5 A für die Erwachsenen und 1-5 B für die Jugendlichen. Außerdem werden einzelne Turnierklassen nach Pferdealter unterteilt. So kommt mitsamt den Sonderprüfungen auf einem Turnier einiges zusammen, und ein größeres Turnier dauert 2-3 Tage mit manchmal mehreren gleichzeitig laufenden Prüfungen. Unter den Western- Turnierreitern ist es üblich, am Turnierplatz zu campieren, die Pferden im Paddock daneben. Mit der Zeit kennt man sich, und es entsteht eine nette, familiäre Atmosphäre!