Zur Rasse
Aza- was?
Hier möchte ich einige Erfahrungen mit diesen überaus liebenswerten und faszinierenden Hunden schildern. Eine vollständige Rassebeschreibung wie Standard, ausführliches Rasseporträt etc. findet man an geeigneteren Stellen (s. Links).
Wie kamen wir zu dieser Rasse?
Nachdem wir unser Haus mit großem Garten bezogen hatte, fehlte ein Hund- einer der in der Lage ist, potentielle Eindringlinge zu verschrecken und uns über lange Strecken um die 30 km am Pferd begleiten können. Einem arbeitswütigen Hütehund, wie häufig in der Reiterszene anzutreffen, hätten wir niemals gerecht werden können. Beschreibungen über die Eigenschaften der unterschiedlichen Windhundrassen weckten mein Interesse. Ich erinnerte mich an die Begegnung mit einer hübschen, roten und schlappohrigen Windhündin im Besitz einer Kommilitonin aus der Tiermedizin zu Beginn meines Medizin- Studiums in Gießen 1986. Die Hündin war etwa gleichaltrig zu meiner jungen Irish Setterhündin Dinah, der Name dieser Rasse war nochmal wie? ... Awa...Asa- was???
Bei der Internetrecherche landete ich einen Treffer unter A wie Azawakh- Züchter gesucht... und bei Tombouktou´s gelandet: Da war sie ja, meine ehemalige Bekannte aus der Studienzeit! Dr. Gabriele Meißen gab mir zum Kennenlernen der Rasse die Adresse einer Azawakh- Besitzerin aus Detmold, wir lernten das reizende Büxe´sche Quartett kennen- und das Schicksal nahm seinen Lauf!
Für unsere Bedürfnisse bieten die Azawakhs alles, was wir schätzen: sie sind im Haus extrem ruhig, katzenartig distanziert zu Fremden (nicht alle unsere Besucher mögen Hunde), liebevoll und anschmiegsam zu Familie und Freunden. Darüber hinaus sind sie intelligent, sensibel, kinderlieb, durch das feine seidige Fell und ihre Aversion gegen Pfützen sauber und pflegeleicht, bei Bedarf äußerst wachsam ohne unnötiges Gekläffe und natürlich langstreckentauglich! Unsere Hunde lassen sich sehr gut abrufen, und ihr Bewegungsdrang hält sich im Vergleich mit typischen Jagd- oder Hütehundrassen in Grenzen. Sie wollen neben den üblichen Gassi- Gängen alle 2-3 Tage mal richtig loslegen dürfen, jagen dann im Spiel ein paar Runden über die Wiese oder Sandberge rauf und runter, aber sie wuseln nicht ständig um uns herum. Spiel und Spaß mit anderen Rassen funktioniert mit wenigen Ausnahmen problemlos, sobald sie die Möglichkeit hatten, sich ohne störende Intervention der dazugehörigen Menschen mit den Hunden zu verständigen.
Wesen und Eigenschaften
Azawakhs entsprechen nicht dem Kindchenschema (runder Kopf, kurze Extremitäten, langes Fell). Aus diesem Grund und wegen ihrer Größe wirken sie nicht "niedlich", außerdem erstürmen sie auch nicht begeistert schwanzwedelnd sich anbiedernd die Herzen von Skeptikern. Sympathien fliegen ihnen deshalb nicht unmittelbar entgegen. In Bezug auf ihr Äußeres und ihr Wesen polarisieren sie sehr stark. Manche Menschen zeigen sich spontan von ihrer Schönheit und Anmut fasziniert- andere finden sie nur häßlich oder ängstigen sich vor ihnen. Manch ein Hundeliebhaber fühlt sich durch die arrogant anmutende Distanziertheit der Azawakhs zurückgewiesen. Übrigens geht es den Artgenossen ähnlich. Die stärker domestizierten Rassen scheinen mit dem archaisch- wölfischen, instinktgeprägten Wesen unserer Orientalen nichts anfangen zu können. Manche reagieren ängstlich- devot, was in deren Besitzern Beschützerinstinkte bis hin zu Aggressionen weckt- nicht gerade die besten Voraussetzungen dafür, dass die Hunde entspannt miteinander um- und aneinander vorbeigehen. Dabei ziehen sich unsere freilaufenden Hunde bei Abwehrverhalten der Artgenossen in der Regel zurück.
Da unter den Lebensbedingungen ihrer Heimat Wachsamkeit und instinktives Mißtrauen allem Fremden gegenüber lebenserhaltend sein kann, ist das Wesen der meisten Azawakhs
geprägt durch Reserviertheit Fremdem und Neuem gegenüber, wobei dieses Verhalten idividuell unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Ein Azawakh ist kein Hund, den man bestechen oder stehlen könnte.
Er neigt dazu, sich auf wenige Bezugspersonen zu fixieren. Seiner Familie und auserwählten Menschen gegenüber ist er ein liebevoller und anschmiegsamer Gefährte, mit denen eine sehr innige
Beziehung eingeht. Eine frühzeitige Sozialisation mit möglichst vielen fremden Menschen und neuen Situationen ist bei dieser Rasse unbedingte Voraussetzung für ein glückliches Zusammenleben in
unserer modernen Zivilisation.
Azawakhs verfügen über stark ausgeprägtes Territorialverhalten und hohe Verteidigungsbereitschaft. Diese Eigenschaften tragen eher defensive denn aggressive Züge. Diese Hunde arbeiten in ihrer
Heimat als Wach- und Herdenschutzhunde, und sie wurden zur Hetzjagd eingesetzt. Ihre Aufgaben erledigen sie dabei weitgehend selbständig. Azawakhs passen zu Menschen, die das Zusammenleben mit
eigenständigen Arbeitshunden gewohnt sind.
Häufig werden uns Fragen gestellt wie:
Warum sehen die Hunde so komisch aus?
Ihr Körper ist in von der Natur so geschaffen, um mit maximaler Effektivität und minimalem Verbrauch zu funktionieren. Das Gewicht ist gering, die Extremitäten lang, die Schultern schmal, die Hinterhand breiter und muskulös, so dass die Hinterbeine im schnellen Lauf weit an den Vorderbeinen vorbei greifen können. Der Brustkorb ist tief mit gut gerundeten Rippen für das Sportlerherz und eine große Lunge. Ein dicker Bauch wäre im Weg, bei den Windhunden ist er durch die Muskulatur hoch aufgezogen.
Frieren die hier nicht?
Azawakhs sind in der Heimat Extremtemperaturen zwischen 0 und 50°C ausgesetzt. Hohe Luftfeuchtigkeit oder Regen mögen sie nicht. Solange man sie nicht im Regen stehen lässt, tolerieren sie diesen aber. Erkältet waren meine Hunde noch nie.
Bekommen die nicht genug zu fressen?
Unsere Hunde fressen sich satt und lassen manchmal sogar Futter übrig. Aufgrund des typischen Körperbaus, der dünnen Haut und des kurzen, seidigen Fells wirken auch gut genährte Exemplare auf uns mager.
Warum hat der so eine Angst?
Windhunde zittern manchmal vor Aufregung (war da ein Hase?) oder auch wenn sie in der Kälte stillstehen müssen. Bei vielen Windhunden hängt die Rute im entspannten Zustand zwischen den Hinterbeinen oder leicht unter dem Bauch, das liegt der besonderen Anatomie. Sie ist aber dann nicht eingeklemmt und deshalb kein Zeichen von Angst.
Wie kann ich mich mit ihnen anfreunden?
Gar nicht. Entweder sie mögen Dich oder eben nicht. Sei einfach Du selbst und lass sie auf Dich zukommen, sei entspannt, versuch nicht, sie anzulocken. Gebückte Haltung drückt in der Hundesprache Aggression aus, und die sehr ursprünglichen Azawakhs fühlen sich bedroht, wenn Du gebückt auf sie zugehst. Bestechungsversuche funktionieren bei dieser Rasse selten.
Brauchen diese Hunde viel Auslauf?
Die Orientalen sind wie alle Windhunde im Haus sehr ruhig. Im Auslauf zum Gassi unterscheiden sie sich nicht von anderen Rassen, und man sollte ihnen alle paar Tage die Möglichkeit zum Freilauf wenn möglich im Spiel mit anderen Hunden bieten, damit sie einen Sprint hinlegen können. Das Laufen am Fahrrad ist keine echte Alternative. Wir haben uns mit der Erziehung unserer Hunde große Mühe gegeben, um sie frei laufen lassen zu können, möglichst in einem wildarmen oder für die Hunde nicht übersichtlichen Gelände. Wenn man ihnen diese Möglichkeit nicht bieten kann, empfiehlt sich ein umzäuntes Areal, welches groß genug ist. Beim Training in Rennvereinen können sie ihrem natürlichen Hetztrieb nachgehen.
Kann man Windhunde überhaupt erziehen, sind sie nicht schrecklich dumm?
Azawakhs sind eigensinnig bis hin zur Sturheit und sehr selbständig, aber ich habe selten so intelligente, sensible Hunde erlebt. Im Unterschied zu domestizierteren Haushundrassen zeigen sie aber keinen "Kadavergehorsam", manche Aufgaben werden mit regelrechtem Widerwillen ausgeführt. Sie lassen sich mit Konsequenz und Fingerspitzengefühl sehr gut erziehen, durch ihre eigene Konsequenz und Ursprünglichkeit haben unsere Hunde aber auch uns zu mehr Disziplin erzogen.